Neu im Team von UX&I: Senior UI-Designerin Jasmin Peters
Jasmin, wie bist du zum UI-Design gekommen?
Schon in der Schule haben mich Kunst und Design begeistert. Wenn ich einkaufen war, habe ich oft Produkte gekauft, die mich optisch angesprochen haben – da war einfach etwas in mir, das Ästhetik faszinierend fand.
Nach meinem Kommunikationsdesign-Studium habe ich in einer Full-Service-Agentur gearbeitet: Print, Werbung und auch ein bisschen Webdesign war dabei. Besonders gefallen haben mir systemische Designaufgaben, zum Beispiel ein Katalog für Köln, in dem festgelegt wurde, wo in der Stadt welche Bänke stehen oder welche Bodenbeläge verwendet werden. Mir hat es Spaß gemacht, solche Systeme zu durchdenken.
Doch im Print-Bereich war für mich irgendwann das Potenzial ausgeschöpft. Ich wollte weiter, tiefer in die Materie Design eintauchen. Und ich habe gemerkt: Meine Kreativität wurde oft ausgesaugt. Ich musste das gestalten, was dem Kunden gefiehl, ohne dass es echten Research gab oder eine fundierte Auseinandersetzung mit Nutzerbedürfnissen. Das war der Punkt, an dem ich wusste: Ich will woanders hin.
Gab es einen Moment oder ein Projekt, das dir gezeigt hat: „Das ist mein Ding“?
Ja, definitiv. Ich habe für eine große Airline an den Material-Guidelines mitgearbeitet. Das war auch meine erste Berührung mit Accessibility-Standards nach WCAG. Ich habe einen Styleguide in Frontify erstellt – und dabei gemerkt, was alles in so kleinen Komponenten steckt. Dieses Verständnis für die Basics ist so wertvoll.
Noch ein Aha-Moment: Ich habe an einer Plattform gearbeitet, auf der Musik lizenziert wird. Die Anforderungen waren extrem komplex und es gab viele Funktionen auf kleinem Raum. Mich reizt es, solche komplexen Systeme so zu gestalten, dass sie verständlich und nutzbar werden.
Du hast dich klar auf UI spezialisiert – warum dieser Fokus?
Ich liebe einfach schöne Dinge. Die Grenzen zwischen UX und UI sind fließend – viele Designer*innen sind heute Unicorns, die beides machen. Aber ich habe gemerkt, dass mich der strategische Teil von UX weniger interessiert. Ich will Zeit haben, um mich wirklich auf UI zu konzentrieren – auf Designsysteme, auf Details. Das will ich richtig gut machen.
Welche typischen Missverständnisse gibt es, wenn es um UI geht?
Viele denken, UI sei nur „hübsch machen“. Dabei steckt viel mehr dahinter: Es geht um Wiedererkennbarkeit, Konsistenz, Wiederverwendbarkeit. UI unterstützt UX enorm. Ein gutes Interface führt Nutzer*innen, nimmt sie an die Hand.
Du bist bei Kolleg*innen und Kund*innen bekannt für deine Schnelligkeit – und das bei einem hohen Qualitätsanspruch. Wie schaffst du das, hast du ein Rezept?
Das ist ein bisschen mein Naturell, ich bin eher ungeduldig. Aber was wirklich hilft: Sich in den Basics sicher fühlen. Für mich liegt der Schlüssel in Hierarchie und Blickführung. Ich mache oft den Test, indem ich die Augen zusammenkneife – so sehe ich sofort, ob die Blickführung funktioniert und das Auge zur Ruhe kommt. Außerdem lege ich mir für jedes Projekt, egal wie klein oder groß, Styles, Variables und Komponenten an. Das ist quasi der ROI eines Designsystems, nur in klein.
Was macht für dich ein gutes Interface aus?
Das kommt ganz auf den Bereich an. Im E-Commerce darf es inspirierend sein, mit neuen Formen, es soll Spaß machen, durch die Seiten zu stöbern. Ich kaufe lieber auf einer Seite, die cool gestaltet ist. Im SaaS-Bereich sollte sich das Interface eher zurücknehmen und Nutzer*innen durch klare Strukturen unterstützen. Das Auge muss zur Ruhe kommen.
Wo siehst du in Unternehmen noch Nachholbedarf beim Thema UI?
In den letzten Jahren wurde viel in UX investiert, aber UI wurde teils vernachlässigt. Unternehmen erkennen, warum UX wichtig ist – aber das UI wird oft als nachrangig betrachtet. Dabei ist es genauso essenziell: Eine Teekanne mag funktional sein, aber sie muss auch gut aussehen, damit mehr Leute sie kaufen und benutzen wollen.
Viele Firmen fangen an, Designsysteme aufzubauen – aber sie werden nicht konsequent genutzt. Zudem wird Design nicht immer ganzheitlich gedacht: Wenn ein Unternehmen ein neues Branding einführt, passt es oft nicht zur Webumsetzung oder ist nicht WCAG-konform. UX und UI werden nicht als Einheit betrachtet und das Marketing kocht auch oft sein eigenes Süppchen.
Wie geht gutes UI-Design Hand in Hand mit der Business-Perspektive?
Gutes UI sorgt für Konsistenz und eine intuitive Nutzung. Ein Beispiel: Ursprünglich war das Interface einer Lizenzierungsplattform völlig überladen, die Navigation viel zu komplex. Als wir aufgeräumt und eine klare visuelle Hierarchie geschaffen haben, wirkte die Plattform plötzlich viel hochwertiger. Die Nutzer*innen fanden sich schneller zurecht – und das Produkt hatte plötzlich eine ganz andere Wertigkeit.
Zwei weitere Business-Argumente: Barrierefreiheit und Wiedererkennbarkeit. Gerade auch in Employer-Produkten ist letztere extrem wichtig, weil sie die Identifikation mit der Marke stärkt und langfristig die Bindung der Angestellten verbessert.
Welche Trends und Entwicklungen siehst du im UI-Design?
Gerade spannend: Retro-Styles, Minimalismus, bolde Typografie und KI-generierte 3D-Objekte. KI wird auch in meinem Arbeitsprozess immer wichtiger – allerdings eher als Unterstützung, zum Beispiel für Platzhalterbilder oder Inspiration. Wenn ein Designsystem mit hohem Reifegrad vorhanden ist, lässt sich KI auch gut zur Qualitätsprüfung einsetzen.
Was sollten Unternehmen in den nächsten Jahren unbedingt auf dem Schirm haben?
Mehr Individualisierung und Personalisierung, z. B. mit Theme-Optionen wie Dark Mode, adaptiven Kontrasten oder auch Sprache. Ich habe mein iPhone z. B. auf Kölsch eingestellt. Auch haptisches und akustisches Feedback wird erweitert bzw. verfeinert werden, für UI-Elemente, die sich real anfühlen – oder sogar klingen.
Wo findest du deine kreative Inspiration?
Ganz unterschiedlich: Behance, Dribbble oder Mobbin für spezifische Anwendungen. Ein schönes Beispiel: Die Website des Kunstpalast Düsseldorf. Oder ich lasse mich von Architektur, Werbung, Typografie und Fotografie inspirieren, zum Beispiel auf Abduzeedo. Aber manchmal hilft es auch, einfach mal rauszugehen oder den Kopf freizumachen. Und ich habe Monthly Mates eingeführt – ein monatliches UI-Sparring bei UX&I, in dem wir uns in Zweierteams gegenseitig unsere aktuellen Arbeiten zeigen. Das bringt total viel.
Gibt es ein künstlerisches Projekt oder Hobby, das dir besonders am Herzen liegt?
Ich fange ständig neue Sachen an. Zum Beispiel baue ich Möbel – aber nichts zu Komplexes! Ansonsten liebe ich es, meine Wohnung einzurichten, Pflanzen zu pflegen, zu skaten, zu surfen oder Rennrad zu fahren. Bewegung draußen gibt mir Energie.
Zum Abschluss: Was ist für dich das wichtigste Learning aus deiner bisherigen Karriere?
Die Basics sind der Schlüssel. Design soll führen, ohne dass Nutzer*innen es merken. Das Beste ist das, was nicht wahrgenommen wird. Manchmal sind es nur kleine Dinge, wie der perfekte Grauton für eine Border oder die richtige Form einer Nachrichtenbox – aber genau das macht den Unterschied.
Über UX&I
UX&I bietet Beratung, Enablement und Umsetzung rund um das Thema User Experience (UX). Schwerpunkte liegen auf Deep Tech, Enterprise Software und Digitalisierung. Unser Ziel ist es, Menschen darin zu unterstützen, komplexe Technologie in den Dienst der Nutzer*innen zu stellen. Dabei vereinen wir alle relevanten Perspektiven: von Mensch, Business und Technologie.
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