Claudia Schönwälder als Senior UX-Beraterin an Bord
Claudia, wo kommst du her, wo gehst du hin?
Ich habe Pädagogik, Psychologie und Soziologie studiert. Schon immer ging es mir ums Verstehen von Menschen, ihre Motivation, ihre Beweggründe und ihre Kontexte. Ende der 90er bin ich ins Berufsleben eingestiegen. Alles rund um Software hat geboomt. Zunächst habe ich Trainings für Anwender*innen entwickelt und durchgeführt, später habe ich Konzepte für neue Software geschrieben und mich ums Projektmanagement gekümmert. Dort standen das Verstehen und Optimieren von Abläufen im Vordergrund, nicht so sehr das Verstehen der Akteure, der Nutzer*innen. Wir haben damals neu gestaltet und alles genutzt, was technisch möglich war. Eine spannende Zeit auch vor allem, weil ich immer eng mit den Entwickler*innen zusammengearbeitet habe.
Das Requirements Engineering und die Frage, wie wir Prozesse so hinbekommen, dass auch die User einbezogen werden und später alle Beteiligten am Ende zufrieden sein können, fand ich spannend. Daher bin ich nach einigen Jahren ins User Centered Design eingestiegen. Verstehen und Gestalten kamen anders wieder zusammen, und damit fühle ich mich bis heute wohl.
Ich möchte etwas tun, das sinnstiftend ist, gemeinsam mit erfahrenen Leuten auf Augenhöhe arbeiten und dabei möglichst eigenverantwortlich arbeiten. Jemand riet mir: „Meld dich mal bei UX&I, ihr passt doch super zusammen”. Und so ist es gekommen …
Wann macht dir dein Job am meisten Spaß?
Ich mag es, wenn Dinge anzufassen sind, wenn ich rausgehe und Menschen dabei beobachte, wie sie etwas physisch erleben. Ich war immer gern im Labor oder in Produktionshallen, habe Bioreaktoren und Entkoffeinierungsanlagen in Aktion gesehen, war in der Margarineproduktion ebenso wie bei der Verarbeitung von Zuckerrüben, bei der dpa und dort, wo Rinder in Datenbanken „leben“. Neben der Vielfalt der Maschinen und Fragestellungen (Wie wiegt man eigentlich Flöhe? Und was soll da ein Maus-Icon?) sind es eben Menschen, die spannend sind. Sie alle haben ihre Treiber, ihren Humor, ihre Einstellungen. Und Dinge, die sie begeistern. Wir gestalten Produkte für Kund*innen und Auftraggeber*innen, aber eben auch für die Menschen, die später damit umgehen.
Es gibt mir riesengroßen Antrieb, wenn sich Menschen bei einer Produktnutzung als effizient erleben – und sie sogar Freude dabei haben. Wenn man das bei einem Test mit Anwender*innen als Feedback bekommt, ist das wunderbar.
Großartig ist auch, wenn Kund*innen nach einer Zusammenarbeit sagen: „Ja, ich will immer wieder mit UX-Leuten arbeiten. Das hat sich gelohnt, das war richtig gut.”
Was ist dir hinsichtlich guter Beratung wichtig?
In erster Linie: darauf hinzuwirken, dass nicht das Falsche entwickelt wird. Als Außenstehende entdeckt man oft Dinge, die intern nicht erkannt werden. Zum Beispiel, ob etwas überflüssig ist. Ein schöner Erfolgsmoment war, als wir einen Produktmanager nach Nutzerbefragungen überzeugen konnten, auf sein teures Lieblingsfeature in der neuen Produktversion zu verzichten. Dadurch wurden hohe Kosten gespart. Der Kunde bestätigte auch Jahre später, dass nie jemand das Feature vermisst hat.
Ein weiterer, für mich zentraler Aspekt ist es, die passende Wege zu finden und anzubieten („Mit welchen Mitteln kommt man smart zum Ziel?”) und sich dabei verständlich auszudrücken. Dazu gehört Empathie. Diese setzen wir klassisch bei den Nutzer*innen ein. Im Vorfeld eines Projekts, in den Workshops etc. sind es aber oft unsere Auftraggeber*innen, deren Sprache wir sprechen müssen, um sie abzuholen und sie zu unterstützen, ihre Ziele zu verfolgen..
Du bist eine alte Häsin im UX-Geschäft, wie hat sich dein Job im Laufe der Zeit verändert?
Früher war es oft so, dass wir vor allem mit den Techniker*innen zusammengearbeitet haben, UX war etwas, was „im Maschinenraum” stattfand. Heute hat sich das verlagert: Unsere Ansprechpartner sind Entscheider auf anderer Ebene: Produktmanager, die Leute in Leitungsfunktionen, das C-Level einer Unternehmung.
Was sich auch recht grundlegend verändert hat, ist die kollaborative Zusammenarbeit. Design war früher vielmehr eine Box: Die Kund*innen durften zu vorgesehenen Zeiten mal über die Schulter schauen, wurden aber viel weniger einbezogen. Diese großen Ta-ta!-Momente, wenn sich die Box öffnet und präsentiert wird, sind lange vorbei.
Was wir bei allen Vorteilen der Remote-Arbeit weiterhin nicht vergessen sollten: Geh zu den Nutzer*innen, in den Kontext. Remote siehst du nicht, was über den freigegebenen Screen hinaus passiert, ob da z. B. ein Post-it am Bildschirm hängt, oder welche Objekte und Informationen noch wichtig sind, um eine Aufgabe zu erledigen. Vor Ort können wir entdecken, was drumherum passiert, und ob der ganze Ansatz richtig ist.
Du bist 11-fache Marathonläuferin. Was reizt dich daran? Und gibt’s noch mehr, worin du weiterkommen willst?
Beim Langstreckenlauf ist es ein großartiges Gefühl, so lange am Stück rennen zu können, draußen zu sein und etwas zu tun, was man vorher nicht für möglich gehalten hat. Für die Marathonvorbereitung folge ich immer einem Trainingsplan – weil es damit einfach klappt. Sich ein Ziel setzen, durchziehen und hinterher die Belohnung bekommen, das spornt mich an. Wenn ich laufe, bin ich meistens nur mit mir, ich habe nie etwas auf den Ohren. Ich mag es, ein Gefühl zu mir, meiner Umwelt und meinem Körper zu haben und alles bewusst mitzubekommen.
Zum zweiten Teil der Frage: Seit Anfang März lerne ich täglich Spanisch und es wäre schön, diese Sprache irgendwann einigermaßen flüssig sprechen zu können. Beruflich müsste ich es nicht unbedingt nutzen – obwohl es schon cool wäre, auf Spanisch über mein Lieblingsthema, den ROI von UX, zu sprechen!
Über UX&I
UX&I bietet Beratung, Enablement und Umsetzung rund um das Thema User Experience (UX). Schwerpunkte liegen auf Deep Tech, Enterprise Software und Digitalisierung. Unser Ziel ist es, Menschen darin zu unterstützen, komplexe Technologie in den Dienst der Nutzer*innen zu stellen. Dabei vereinen wir alle relevanten Perspektiven: von Mensch, Business und Technologie.
- Standorte: Düsseldorf (Hauptsitz), Berlin, Frankfurt am Main, Hamburg, München
- Mitarbeiter*innen: 38
- Gründung: 2014
- Unternehmen: u.a. zehn der fünfzehn größten deutschen Unternehmen setzen auf unsere UX-Expertise
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