Überall wird von ihnen gesprochen: Innovationen. In Ausschreibungen von Konzernen, in Unternehmensvorstellungen und sogar im Kampf um gute Mitarbeiter. Wer als Unternehmen angesagt sein möchte, bezeichnet sich selbst deshalb nur zu gerne als innovativ. Wer als Produktmanager etwas werden möchte, muss Innovationen hervorbringen. Doch wie geht das? Und wie innovativ muss es dabei wirklich zugehen?
Wir möchten in diesem Artikel zeigen, was Innovationen ausmachen und wie sie innerhalb von Konzernen erfolgreich gelingen können.
Merkmale von Innovationen
Als Innovation werden neuartige, fortschrittliche Lösungen für ein bestimmtes Problem beschrieben, wobei es sich sowohl um Produkte und Services, als auch um Prozesse und Vorgehensweisen handeln kann. Entscheidend dabei ist, dass die als innovativ bezeichnete Lösung gar nicht neu sein muss – es genügt, so Professor Fichter vom Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit, wenn sie als grundlegend neu wahrgenommen wird.
Wie aber erreicht man, dass Innovationen als grundlegend neu wahrgenommen werden?
Disruptive vs. inkrementelle Innovationen
Disruptive Innovationen gelten als die Königsklasse der Innovation. Sie wirbeln den Markt kräftig durcheinander, zerstören das bisherige Gleichgewicht der Kräfte und erfordern völlig neues Denken. Der 3D-Druck verändert beispielsweise mit hohem Tempo die Art und Weise, wie und wo Produkte entworfen und hergestellt werden. Doch wer genauer hinschaut, kommt auch hier zu dem Schluss: Es sind nicht immer die allerersten im Markt, die mit einer Idee, einer Technologie oder einem Verfahren durchschlagenden Erfolg haben. Ausschlaggebend für die Disruption sind häufig:
- Eine neuartige Verknüpfung bestehender Elemente: Netflix hat das Konzept der klassischen Videothek mit Online-Streaming verknüpft. Zudem haben günstige Preise, die HD-Qualität und eine neue Perspektive auf Fernsehsendungen jederzeit von überall schauen zu können, zu der disruptiven Innovation beigetragen.
- Ein Wechsel des Einsatzgebietes: Bei dem MP3-Player war es nicht das Format an sich, was disruptiv wahrgenommen wurde, sondern die Integration in einer kleinen Hardware, dem MP3-Player selbst: er ist klein, handlich und portabel.
- Ein extrem hoher Qualitätsstandard: Bei der Einführung der ersten iPhone Generation wurde keinerlei Kompromisse bei der Qualität hinsichtlich Nutzerführung, Nutzererlebnis, Skalierbarkeit, Performance, etc. gemacht. Dafür wurde der Scope reduziert, um schneller auf dem Markt zu sein. Beispielsweise gab es weder die Copy/Paste Funktionalität, noch die Möglichkeit für Nutzer, Software selbst zu installieren.
Inkrementelle Innovationen sind die Stiefkinder der Innovation, handelt es sich doch “nur” um Änderungen oder Abwandlungen bereits existierender Produkte, Services oder Technologien. In anderen Worten: Inkrementelle Innovationen beschreiben Optimierungen, denn schließlich soll etwas nicht nur verändert, sondern vor allem verbessert werden. Optimiert wird dabei in jegliche Richtung: Kosten runter, Qualität rauf, neue Features rein, überflüssiger Ballast raus. Dass diese Strategie für Unternehmen überaus erfolgreich ist, zeigen zahlreiche Beispiele.
- Digitalisierung bestehender Verfahren: Mit der Sparkassen DirektVersicherung haben wir ein digitales Kundencenter konzipiert. Alle Verfahren waren bereits etabliert – der einzige Unterschied: Autonomie für Kunden sowie die Fokussierung auf das Kerngeschäft dank des digitalen Kundencenters.
- Entwicklung neuer Serviceangebote: Die Provinzial Rheinland hat mit der Handwerkervermittlungsplattform “MeinZuhause und ich” ein neues Serviceangebot entwickelt. Im Fokus steht die Zufriedenheit des Nutzers, welche essenziell für den wirtschaftlichen Erfolg einer Servicedienstleistung ist.
- Verbesserung interner Prozesse: Mit der Einführung eines Business-Management-Systems konnten wir bei einem Kunden interne Kollaborationen erleichtern, sowie Prozesse & Feedback-Zyklen verschlanken.
Wie kann Innovation gelingen?
Ganz gleich, ob disruptiv oder inkrementell. Erfolgreiche Innovationen haben eines gemeinsam: Sie werden nicht im stillen Kämmerlein und zum unternehmenseigenen Selbstzweck entwickelt, sondern frühzeitig und regelmäßig mit aktuellen oder potentiellen Nutzern validiert.
Ob das in einem hippen Lab geschieht oder im üblichen Besprechungsraum, ist eigentlich egal. Es geht ums Handeln. In manchen Fällen können neue frische Räumlichkeiten helfen, um losgelöst an einem Problem zu arbeiten. Wenn es sich um Verbesserungen oder Erweiterungen eines bestehenden Produktes handelt, kann es innerhalb von Konzernen einfacher sein, diese intern zu etablieren und Befürworter zu gewinnen. Im Kern gilt aber: Die passende Methode und das offene Mindset sind entscheidend, nicht das Umfeld. Ganz egal ob bei inkrementeller oder disruptiver Innovation.
- Finde und verstehe das Problem
Innovationsworkshops sind ebenso wie die Produktentwicklung von Ideen geleitet. Nutzer werden jedoch nicht mit Ideen glücklich, sondern mit Lösungen zu konkreten Problemen. Deshalb: Mache dich schlau, sprich mit Menschen, hole dir Input. - Good enough for now
Es geht immer besser. Perfektion kostet nicht nur Geld, sondern vor allem Zeit. Und die ist knapp, gerade wenn es um Innovationen geht. Deshalb: Validiere deine Hypothesen lieber heute als morgen und lerne. Das Nein eines potenziellen Nutzers ist hierbei übrigens genauso wertvoll wie sein Ja. - Cross-funktional arbeiten
Mithilfe von cross-funktionalen Teams können frühzeitig Herausforderungen erkannt und problemlösendes Denken aus verschiedenenen Perspektiven angestoßen werden. - Dran bleiben und Ausdauer zeigen
Produktentwicklung ist nicht nur eine Frage guter Ideen, sondern auch besonders schweißtreibend. Geringes Durchhaltevermögen, schlechtes Stakeholder-Management, wenig Kommunikation und viel Gegenwind sind nur einige Faktoren, die manche Projekte zum Scheitern bringen.
Es gibt weitere organisatorisch-strukturelle Faktoren, die Innovationen begünstigen:
- Schnell geregelte Entscheidungen
Bei Innovationen geht es um Geschwindigkeit. Die meisten Branchen sind stark umkämpft, sodass es sich bei manchen Produktfeatures um ein Wettlauf mit der Zeit handelt. Deshalb Entscheidungen schnell treffen und vorab festlegen, wer welche Entscheidungen in welchem Zeitfenster trifft. - Handlungsfreiheiten schaffen
Handlungsfreiheiten für Mitarbeiter sind relevant und maßgeblich für den Projekterfolg, denn restriktive Vorgaben können Frustrationen, sowie Demotivationen hervorheben. - Technische Unabhängigkeit
Schnittstellen in eine veraltete IT-Landschaft können Projekte verlangsamen. Technische Unabhängigkeit kann helfen, das Produkt schneller auf den Markt zu bringen.
Fazit: Kundenfokus ist elementar für Innovationen
Auch wenn Innovationen als grundlegend neu wahrgenommen werden, bedeutet dieses nicht, dass Unternehmen auf disruptive Innovationen setzen müssen. Unsere Erfahrung zeigt: schaffst du es, Mehrwerte für Nutzer zu erzeugen, wirst du Erfolg haben. Kleine Mehrwerte können genauso glücklich machen wie große, sowohl den Nutzer als auch das Unternehmen.